Deutsche Sprachgeschichte

Ñòðàíèöà: 13/16

Zu den athematischen Verben zählt man außer den schachen Verben der II. und II.Klassen auch die unregelmäßigen Verben und die Präteritopräsentia.

Die Präteritopräsentia werden so bezeichnet, weil ihre Präsensformen alle Merkmale des starken Präterits haben, und zwar : den Ablaut des Stammvokals im Sg. und im Pl. und die Nullendungen in der 1.,3. P. Sg.

wi33an Präsens Präterit stígan ( I. Ablr.)

1.P. Sg. wei3 - steig -

1.P.Pl. wi33um stigum

Eigentlich sind ihre Präsensformen die ehemaligen umgedeuteten Präteritumformen, die früher nicht nur Vergangenheit bezeichneten, sonsern auch das Resultat der Handlung in der Gegenwart und später die Gegenwart. Die alten Präsensformen sind nicht überliefert worden, die neuen Präteritalformen wurden mit dem Ablaut und dem Dentalsuffix - t - der schwachen Verben gebildet:

ahd. scal - sculum - scolta .

Präteritopräsentia im Ahd. : wi33an, durfan ( bedürfen ), ( k )unnan, scolan, magan ( vermögen - können ), mugan , toug ( es nützt ), gitar ( er wagt ), ginah ( es genügt ),

muo33un, eigun ( er besitzt ), an.( er gönnt ).

Die deutsche Gegenwartssprache besitzt 7 Präteritopräsentia : wissen + 6 Modalverben :

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müssen, sollen, können, dürfen, wollen, mögen. Sie haben auch heute im Präsens die Merkmale des starken Präterits : den Ablaut des Stammvokals und die Nullendung in der 1., 3.Pl. Sg.

Zu den unregelmäßigen Verben gehören im Ahd. folgende Verben : 1. tuon, gên, stên; 2. sín; 3. wellen ( wollen )

Die Präsensformen dieser Verben sind unregelmäßig, da sie im Gegensatz zu den regelmäßigen Verben des Ahd. keinen Themavokal haben, und die Personalendungen werden unmittelbar an das Wurzelmorphem angefügt. Aus diesem Grunde nennt man sie athematische Verben. Außerdem haben sie in der 1.P. Sg. Präsens eine archaische gemeinindoeuropäische Personalendung -m ( ai. -mi, griech. - mi, altruss.åñìü ,lat. sum.)

Präsens Singular.

1. tuo -m stê-m( ste-n ) sta-m gê-m (=) gâ-m ( ga-n)

2. tuo-s(t) ste-s(t) sta-s (t) ge-s(t) ga-s(t)

3. tuo-t ste- t sta-t ge-t ga-t

Plural

1. tuo-mes stê-mês gê-mês gâm-es

2. tuo-t ste-t ge-t ga-t

3. tuo-ut stê-n gê-nt gâ -nt

Das Verb tuon besitzt außerdem eine eigenartige Präteritumform, z.B. 1.P.Sg. teta, die durch Reduplikation gebildet ist.

Präteritum

Sg. 1. teta tâtum ( un ) Pl.

2. tâti tâtut

3. teta tâtun

Das P. II. hat die starke Form gitan.

Die Verben gân, gên,stân, stên sind kurze zusammengezogene Formen der Verben gangan und stantan . Im Präteritum und im P.II haben sie vollständige Formen.

Prät. Sg. gieng - Prät. Pl. giengum - PII. gigangan

stuont stuontum gistantan

2. wesan, sín. In allen i / e Sprachen hat das Verb des Seins ein aus verschiedenen Wurzelmorphemen zusammengesetztes Paradigma. In den germanischen Sprachen beteiligen sich am Paradigma dieses Verbs folgende Wurzelmorpheme :

a) das i / e Wurzelmorphem es - und seine Nullstufe s - ( vgl. lat. esse, altruss. åñìü, åñè,åñòü,ñóòü ).

Präsens

Indikativ Konjuktiv

Sg. 1. bim (-n ) Pl. 1. burum (-n) Sg. sí Pl. sím (-n)

2. bist 2. birut n sís(t) sít

3. ist 3. sint sí sín

c) In allen Formen außer dem Präsens wird das starke Verb ahd. wesan, sein, existieren ( V. Ablautreihe ) gebraucht :

Prät. 1.,3. P. Sg. was - 1.P.Pl. warum ( mit später Aufhebung des Konsonantenwechsel s - r ); Inf. wesan, später durch sín verdrängt; Imperativ 2.P.Sg. wis, 2. P.Pl. weset (auch sít ); P.I. wesanti, später seiend ( vgl. heute anwesend, abwesend ). Das P.II fehlt im Ahd. ( mhd. gewesen, gesin, nhd. gewesen )

4. wellen ( nhd. wollen ) Auch hier ist das Präsens eine umgedeutete Präteritalform, und zwar Prät. Konjuktiv ( vgl. nhd. ich möchte = ich will )

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Präsens

Sg. 1. willu Pl. wellemes Inf. wellen

2. wili wellet P. I wellenti

3. wili wellent Prät. wolta ( welta )

Im Mhd und im Nhd. vollzieht sich die Angleichung dieses Verbs an die Präteritoprasentia.

Alle unregelmäßigen Verben bewahren ihren eigenartigen Formenbestand auch in der deutschen Gegenwartssprache. Seit der mhd. Zeit schließen sich ihnen auch die Verben haben und werden und bringen an.

5. haben. Im Ahd. war es ein schwaches Verb der III Klasse, also ein regelmäßiges Verb. Im Mhd. entwickelten sich im Präsens und Präteritum kurze zusammengezogene Formen - haben > hân, habêst > hast, habêt > hat, habêta > hatte.

Ðåôåðàò îïóáëèêîâàí: 3/10/2009